Trek Stache 29+ Trail Mountainbike – Test und Erfahrungen
Während meiner letzten Ausfahrt mit meinem 29er Cube MTB (zur Zeit mit 27,5 x 2,6 Hinterrad) über einen rauhen Wurzeltrail wurde der Wunsch nach einem 29er Mountainbike mit breiten Reifen immer größer. Etwas mehr Komfort und noch bessere „Überroll-Eigenschaften“ sollte es haben. Bei der Suche nach einem 29er Hardtail Mountainbike, welches für Reifen der Breite 2,6 oder gar 2,8 Zoll geeignet ist, wurde ich auf das Trek Stache aufmerksam. Das Bike mit seinen 29×3.00 Zoll großen Reifen wird als 29+ MTB kategorisiert. Das erschien mir im ersten Moment doch etwas zuviel des Guten, sicher zu schwer und zu unhandlich für meinen Anwendungszweck….
Nachdem ich einige Testberichte gelesen hatte, die doch ziemlich positiv waren, habe ich dann aber doch mal geschaut was der Markt zu bieten hat. Leider konnte ich in meiner Umgebung keinen Händler ausfindig machen der ein Trek Stache auf Lager hatte – an eine Testfahrt war schon garnicht zu denken. Also ein Trek Stache bestellen? Ohne es je getestet zu haben wollte ich ganz sicher nicht 2.500-3.000 Euro für ein Carbon Stache Modell investieren. Die Alu Versionen des Bikes – Stache 7 und Stache 5 – waren bei den Online Händlern im Oktober 2017 nur noch in Größe 18,5 als Restbestände verfügbar. Ich habe das Stache 5 dann für 999,- EURO im Angebot bei fatbike24.de bestellt. Der Preis erschien mir doch sensationell günstig, denn allein das Rahmenset kostet bei online Händlern schon 850 EUR.
Zur technischen Austattung des Stache 5:
Einige der Komponenten (Schaltung, Gabel, Bremsen) des Stache 5 sind natürlich nur „Einsteigerlevel“, was aber definitiv nicht heisst das diese nichts taugen!
Die Schaltung bzw. die Bandbreite der Schaltung ist für mein Einsatzgebiet nicht ausreichend! Es handelt sich um eine 10-fach Deore Kettenschaltung von Schimano mit einer 11-36 Zähne Kassette. Vorne ist eine Raceface Kurbel mit einem 30er Kettenblatt montiert. In Anbetracht der wirklich riesigen Reifen brauche ich garnicht zu versuchen die zwar kurzen, aber teilweise ziemlich steilen Hänge meiner Hometrails zu erklimmen. Hier habe ich unmittelbar nach den ersten kurzen Testfahrten eine 1×11 XT-Schaltung von Schimano mit einer 11-46er Kassette montiert. Die Kurbel mit dem 30er Kettenblatt habe ich erst einmal belassen. Die Kosten für die Teile belaufen sich auf ca. 200 EUR wobei man sicher noch mal 50 EUR hätte sparen können wenn man zu einem vergleichbaren Schimano SLX Umrüstsatz gegriffen hätte.
Abgesehen davon habe ich an dem Stache zunächst nur die Pedale (NC-17 Sudpin I Pro Plattformpedale) montiert (Original wurden keine Pedale mitgeliefert) und die Reifen wurden auf Tubless umgestellt.
Vor den Umbaumaßnahmen habe ich das Bike noch gewogen, so wie es geliefert wurde, also auch ohne Pedale.
Das Gewicht des Trek Stache5 Modell 2017 beträgt 13,60 kg.
Die Umrüstung auf Tubeless sparrt pro Rad ca. 300 Gram, da die Schläuche in dieser Größe mit rund 390gr. natürlich einiges wiegen.
Die Pededale die ich montiert habe, haben ein Gewicht von 490gr. Die Schaltung hat bedingt durch die doch ziemlich grosse Kassette ein Mehrgewicht von ca. 100 gr..
Hier eine Aufstellung der gemessenen Gewichte Trek Stache 5
Trek Stache 5 in Größe 18,5 original ohne Pedale: 13,6 kg
Änderungen/Umrüstung:
Tubeless: – ca. 600 gr.
Shimano XT 1×11-fach Upgrade-Kit: + 90 gr.
Pedale NC-17 Sudpin I Pro: + 488 gr.
Trek Stache 5 in Größe 18,5 nach Umrüstung: 13,5 kg
Das ist natürlich für ein modernes MTB nicht gerade leicht, aber in Anbetracht der doch sehr großen Reifen ein sehr akzeptaler Wert. Mit dem wesentlich teureren Carbon Rahmen hätte man noch einmal rund 500 Gram einsparen können. Allerdings denke ich das das Geld besser in einen leichteren Radsatz investiert werden könnte.
Praxistest Trek Stache 5 :
Beim ersten Aufsitzen schaut man erst mal respektvoll auf den breiten Vorderreifen und denkt unwillkürlich das man wohl auf einem trägen Bike sitzt. Umso erstaunlicher ist wie gut das Stache trotz der massigen 29+ Reifen dann beschleunigt. Klar es ist kein RC Racer und die großen Räder müssen in Schwung gebracht werden, aber man hat keine Sekunde das Gefühl das das Bike träge ist. Umso mehr das Bike an Fahrt aufgenommen hat, umso mehr festigt sich der Eindruck, das das Stache durchaus dynamisch vorwärts geht. Die ersten Kurven tun ihr übriges – das Stache ist echt unerwartet handlich und wendig – da kann mein „altes“ 29er Cube nicht mithalten.
Und ab gehts auf einen Schotterweg – fühlt sich ein bisschen so an, als wenn der über Nacht geteert worden ist – die Reifen schlucken die kleinen Unebenheiten komlett weg.
Weiter auf den mit Wurzeln durchzogene Singletrail – ja genau dafür scheinen die großen Räder „gemacht“ zu sein…
Man überfährt die Wurzeln wesentlich lockerer wie mit einem normalen 29er MTB, welches sich in dieser Diszilplin ja schon von einem 27,5 oder 26er absetzen kann. Mit dem Stache dürfte man Passagen überwinden können die für ein 26er überhaupt nicht zu bewältigen wären.
Der erste kurze aber steil Anstieg offenbart, das man durch die kurze Kettenstrebe recht weit hinten auf dem Stache sitzt. Das Vorderrad verliert dadurch relativ schnell den Bodenkontakt. Es hilft aber schon wenn man den Sattel etwas nach vorne bringt und das Gewicht vorverlagert. Der Grip des Hinterrades ist auf dem trockenen Boden einfach super. An dieser steilen Stelle habe ich schon des öfteren mit einem durchrutschendem Hinterrad zu kämpfen gehabt. Diesmal ist es kein Problem – überhaupt habe ich den Anstieg lockerer hinbekommen wie mit allen Rädern die ich vorher hatte .
Die nächste Herrausvorderung ist eine Senke, welche auch im Sommer nur selten wirklich trocken ist – jetzt im Herbst ist sie total matschig. Das ist definitiv nicht das ideale Terrain für die breiten Bontrager Chupacabra mit nur leicht profilierten Reifen. Der Gripp im Matsch ist ziemlich mies. Mit Schwung kann man da was machen, aber sobald man kräftig in die Pedale treten muss ist es schnell vorbei mit dem Vortrieb.
Die schlechte Traktion bei Matsch/Feuchtigkeit bestätigt sich auch bei einer zügigen Kurvenkombination auf feuchtem Waldboden – das Stache rutscht mit dem Vorderrad zum Kurvenäußeren, weit eher wie ich das z.B. mit dem 2,35 Nobby Nic auf meinem 29er Cube gewohnt bin.
Eine etwas längere Abfahrt zeigt einen weiteren Schwachpunkt auf: während die Schimano Bremse am Hinterrad befriedigend funktioniert, ist die Bremsleistung ab Vorderrad maximal als ausreichend zu bezeichnen. Man muss schon sehr kräftig zupacken um das Rad zu verzögern. Vielleicht bin ich ja auch nur von meiner XT Bremse ein wenig verwöhnt , aber ich denke das die Bremse gerade bei einem höheren Geamtgewicht von Fahrer und Bike schnell überfordert ist.
Ansonsten gibt es aber nur positives zu berichten, dass Trek Stache zeigt keine Auffälligkeiten auf meinen Hometrails. Es ist wendig und durchaus agil und bietet darüber hinaus für ein Hardtail auch noch einen ungewohnt hohen Komfort. Die Verarbeitung ist einwandfrei auch wenn mir der schwarz glänzende Lack des Rahmens nicht so zusagt. Die Gabel Manitou Machete 32 Comp verhält sich im übrigen auch sehr unauffällig
Mein persönlichs Zwischenfazit nach nur rund 80 km Fahrstrecke:
Das Trek Stache macht viel Spaß (!!!) – die Kombination der breiten großen Reifen mit der modernen Geometrie des Rahmens habe einen ganz besonderen Reiz. Wurzelpfade und eher trockene anspruchsvolle Trails sind das ideale Terrain für das 29plus Bike. Die Schwächen die das Stache 5 hat ( mangelnde Traktion bei feuchtem Boden und die Bremsleistung ) lassen sich wohl noch durch den Tausch von Reifen und Bremsen weitgehend kaschieren. Mehr Komfort und bessere Überrolleigenschaften hatte ich mir erhofft – die habe ich auch bekommen ohne das ich Nebenwirkungen in Kauf nehmen müsste, welche den Spaß an anderer Stelle verderben.
Technische Daten Trek ‚Stache 5:
Rahmen: Alpha Platinum Aluminium, Boost148, Midstay, konisches E2-Steuerrohr, interne Zugführung für Schaltung und Vario-Sattelstütze, PF92, Stranglehold-Ausfallenden, G2-Geometrie
Gabel: Manitou Machete 32 Comp, Luftfederung, konischer E2-Gabelschaft, Boost110, G2-Geometrie mit 51 mm Vorbiegung, 120 mm Federweg
Laufräder: Aluminium-Naben von Bontrager, Boost110 vorne, Boost148 hinten; 28-Loch-Felgen SUNringlé Duroc 50 SL
Naben: Bontrager aus Aluminium, VR Boost110, HR Boost148
Felgen: SUNringlé Duroc 50 SL (28-Loch)
Reifen: Bontrager Chupacabra, Tubeless Ready 29 x 3.00″
Schalthebel: Shimano Deore, 10fach
Schaltwerk: Shimano Deore Shadow Plus
Kurbelgarnitur: Race Face Aeffect (30 Z.), Direct Mount Narrow-Wide
Innenlager: PF92
Kassette: Shimano HG50, 10fach (11-36 Z.)
Kette: KMC X10
Sattel: Bontrager Evoke 1.5
Sattelstütze: Bontrager aus Aluminium, 2-Schrauben-Klemmkopf, 31,6 mm, 8 mm Versatz
Lenker: Bontrager aus Aluminium, 31,8 mm, 5 mm Rise, 750 mm Breite
Griffe: Bontrager Race
(Quelle: Trek. de)